Die Vermessung der Erde

separation line
Go to previous page zurück Go to next page vor

3.1.3 Der Kataster - Geometrisch exakte maßstäbliche Raumbeschreibung

Im vorausgegangen Kapitel haben wir die eindimensionale metrische Referenzierung kennengelernt. Als zweidimensionale Erweiterung gibt es weltweit sogenannte Kataster. Es ist üblich, dass Kataster in Katasterplan und Katasterbuch unterschieden werden. In Deutschland ist (wie in den meisten Ländern) die Führung und Pflege hoheitlich durch Vermessungsämter geregelt.

Abbildung 6: Historischer Katasterplan von Bukowsko, GalizienAbbildung 6: Historischer Katasterplan von Bukowsko, Galizien (Silarski 2009)

Dies liegt in der Notwendigkeit eines rechtskräftigen Nachweis von Eigentumsrechten (bekanntermaßen ein heikles Thema) begründet. Kataster bestehen seit der Antike für den persönlichen Nachweis von Steuerpflicht durch Eigentum. In den Kopfsteuerverzeichnissen wird an eine Person gebunden, die Steuerpflicht, bezogen auf Vermögen oder Liegenschaften, namentlich beschrieben.

Seit der Erfindung und Durchführung der exakten Vermessung der Welt durch Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855) werden Kataster, als flächendeckende Beschreibungen aller Flurstücke eines Landes, durchgeführt. Für Deutschland wurde dies rechtlich durch den Code civil Napoleons eingeführt und vom preußischen Staat vorbildlich umgesetzt. Der Kataster ist aufgeteilt in einen beschreibenden Teil -das sogenannte Liegenschaftsbuch- und in einen graphischen Kartenteil, die Liegenschaftskarte. In Beiden werden die geometrische Lage, die baulichen Anlagen, die Liegenschaften und die Art der Nutzung und Größe beschrieben sowie die Eigentumsverhältnisse und Rechtslasten festgelegt. Abbildung 6 stellt einen solchen graphischen Plan exemplarisch dar. Betrachtet man diese Abbildung genauer wird das Wort Plan verständlich. Die Parzellen sind zwar geometrisch exakt abgebildet, jedoch fehlt jegliches geographisches Referenzsystem. Vielmehr kann man eine Reihe von Ziffern für jede abgebildete Fläche identifizieren. Diese Ziffern verweisen auf die zugehörigen Eintragungen im Grundbuch. Analog zur linearen Referenzierung, die eindimensionale Geoobjekte metrisch referenziert, wird bei Katastern eine zweidimensionale metrische Referenzierung vorgenommen. Katasterpläne sind immer topologisch korrekt und bieten immer geometrisch zweidimensional maßstäblich messbare Entfernungen und Flächen.

Katasterpläne

Verdeutlichen Sie sich erneut diesen Zusammenhang, indem Sie sich das Karten- bzw. Satellitenbild des heutigen Bukowsko mit Google Earth anschauen. Vergleichen Sie parallel dazu den Katasterplan von 1906 an.

Denken Sie nach...

  • Welches Datenmodell würden Sie für eine Erstellung von Katastern bevorzugen?
  • Warum?
  • Was ist das fehlende Bindeglied zwischen dem Katasterplan und der Google Earth-Darstellung?
separation line