1.1 Die Welt als Informationsmosaik
Wenn wir uns in unserer Alltagswelt umschauen, stellen wir fest, dass -
gleich ob Internet, Fernsehen oder Hörfunk - ein zunehmender Teil unserer
Informationen, unserer Kommunikation und unseres Wissens auf digitalen, medial
aufbereiteten Daten basiert.
Die allgegenwärtigen Schlagworte der
'Informationsgesellschaft' und des 'Informationszeitalters' paraphrasieren diese
Wahrnehmung eindrücklich.
Trotz der kontroversen Diskussion dieser
Begriffe kann (zumindest für die universitäre Ausbildung) angenommen werden, dass
der Umgang mit globalen Daten-, Informations- und Wissensnetzen gerade für eine
Disziplin wie die Geographie von elementarer Bedeutung ist, da diese zunehmend die
zentrale Rolle für die Darstellung und so das Verständnis der Welt erlangen.
Auch die Tatsache, dass ständig neue Sensoren in Raum und Zeit hoch
aufgelöste und weltweit verfügbare Daten liefern, bedingt die zunehmende
Notwendigkeit derartige Daten zu organisieren, strukturieren und möglichst in
Echtzeit zu filtern, analysieren und zu manipulieren, also in Informationen zu
wandeln.
Vor diesem Hintergrund bekommt der Begriff Information eine völlig neue Dimension. Um zu
Informationen zu gelangen genügt es keinesfalls in Daten zu ertrinken. Wir benötigen
Interpretationsvorschriften und Analysewerkzeuge um aus Daten Informationen oder Wissen
zu generieren.
Die meisten unserer Aktivitäten finden im Raum statt. Auch unsere Wahrnehmung der Welt ist sehr stark räumlich geprägt, so ist es nicht verwunderlich, dass dem Verständnis von räumlich und zeitlich wirksamen Prozessen, nicht nur in der Geographie, eine bedeutsame Rolle zukommt. Da dieses raum-zeitliche Kontinuum, reale Dimensionen aufweist, müssen (all)täglich raumrelevante Probleme gelöst werden. Viele dieser Lösungen sind derart normal, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. So ist z.B. die Frage, welchen Weg wir mit welchem Fahrzeug wählen um optimal zur Arbeit, zum Sport oder nach Hause zu gelangen, ein typisches, komplexes, Problem dessen Lösung wir scheinbar intuitiv finden. Viele dieser Fragestellungen, die räumliche Aspekte beinhalten, werden geographisch genannt.
Schauen wir uns einige Beispiele an:
- Die Planung der räumlichen Verteilung von Infrastruktur ist ein geographisches
Problem, das viele Interessen im Raum aufeinander abstimmen muss.
Wo errichte ich für eine Region (eine gewisse Anzahl von Menschen) eine Klinik (Supermarkt, Schwimmbad...)? - Konventionelle und moderne Informationssysteme bieten Lösungen für typische geographische Fragestellungen. Wie komme ich als Tourist zu meinem Hotel, zum Strand oder zum Kletterfels?
- In der Analyse und Planung von Naturschutzbelangen werden geographische Fragen
bearbeitet.
Wie gelangt der Besucher möglichst naturschonend und dennoch auf interessantem Weg durch einen Nationalpark zum Beobachtungspunkt für Steinböcke? - In der Organisation und Planung von Logistik geht es um geographische
Problemlösungen.
Auf welchem Weg erreiche ich am effizientesten als Auslieferungsfahrer meine Kunden? - In der Notfallplanung wird geographisch gedacht. Wie erreiche ich im Brandfall am schnellsten den Ausgang?
- Das Management von Liegenschaften in der Verwaltung (Kataster), in der Landwirtschaft (precision farming) und in der Forstwirtschaft ist eng verknüpft mit vielfältigen geographischen Fragestellungen.
Viele unserer alltäglichen Handlungen sind also offenkundig von Problemlösungsstrategien abhängig, die geographische Kompetenzen erfordern. Natürlich sind nicht alle geographischen Problemstellungen so anwendungsorientiert wie die Beispiele vermuten lassen. Viele geographische Fragestellungen sind z.B auch getrieben von wissenschaftlicher Neugier. Es ist oft nicht sinnvoll, zwischen wissenschaftlicher und anwendungsorientierter GI-Technologie zu unterscheiden, da beiden die gleichen informationstechnischen Konzepte zugrunde liegen und lediglich unterschiedlich Ziele angestrebt werden.
Lernziele
- Reflexion der alltäglichen Wirkung von GIS im gesellschaftliche Kontext
- Einführung in Begrifflichkeiten und Definitionen
- Einordnung von Kartographie und GIS in ihrer kommunikativen Bedeutung für die Geographie
- Einordnung der Geoinformatik und ihrer Bedeutung für Geoinformationssysteme
- Sensibilisierung für die These dass GIS zunehmend geographisches Wahrnehmen und Denken prägt.