Von räumlichen Analysemethoden zur Entscheidungsfindung

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7.2 Problemstellung Alternativtourismus auf Rarotonga

Der Text von Wie kommt der Transrapid nach Marburg? setzt sich umfassend mit dem Kurskonzept auf der Grundlage problembasierten Lernens auseinander. Im Zentrum dieser Betrachtungsweise steht die Überzeugung, dass Lernsituationen die ein Problem in den Mittelpunkt stellen, für das die Lernenden möglichst selbstständig eine oder mehrere Lösungen finden sollen optimal die wichtigste Grundlage für selbstbestimmtes und entdeckendes Lernen und eine handlungsorientierte Ausbildung ist. Reinmann-Rothmeier (2001) formulieren fünf Leitlinien für einen problemorientierten Unterricht:

  • Leitlinie 1 - Situiert und anhand authentischer Probleme lernen
  • Leitlinie 2 - In multiplen Kontexten lernen
  • Leitlinie 3 - Unter multiplen Perspektiven lernen
  • Leitlinie 4 - In einem sozialen Kontext lernen
  • Leitlinie 5 - Mit instruktionaler Unterstützung lernen

Die Entwicklung eines didaktischen Konzeptes von „Problembasiertem Lernen“ (PBL) geht maßgeblich auf H. Barrows (McMaster Universität Hamilton, Kanada) zurück. Müller (2007, S. 26f) fasst die zentralen Merkmale von PBL wie folgt zusammen: (a) Das Lernen ist studierendenzentriert und erfolgt in Kleingruppen, (b) ein Tutor betreut und unterstützt den Lernprozess, (c) Probleme bilden den Ausgangspunkt und Stimulus für den Lernprozess; an ihnen erwirbt der Lernende die erforderlichen Problemlösefertigkeiten und (d) die Lernenden erwerben neue Informationen durch selbstgesteuertes Lernen.

Was unterscheidet eine Fallstudie vom Problembasierten Lernen?

Ziel der GISMA-Fallstudie Rarotonga ist es, Sie mit realistischen Problemen optimal auf reale universitäre und berufliche Anforderungen vorzubereiten. Ihnen soll damit die Chance geboten werden, ganzheitlich, praxisbezogen und problemlösungsorientiert denken und arbeiten zu lernen, sowie selbständig in Teams organisiert fundiert ein komplexes Themengebiet zu strukturieren und zu bearbeiten. Kaiser (1983) definiert eine Fallstudie (engl. „Case Study“) als eine Unterrichtsmethode bzw. Lernstrategie, bei der die Lernenden mit „praktischen Fällen“ aus den unterschiedlichen Lebensbereichen konfrontiert werden. Die Methodik ist dabei auf praktische Lösungsbewältigung und nicht auf theoretische Wissensvermittlung ausgerichtet. Eine Fallstudie also auf realen Verhältnissen. Das zur Bearbeitung notwendige Fallmaterial wird den Lernenden zur Verfügung gestellt. Es enthält alle wichtigen Informationen z.B. in Form von Originaltexten, d. h. das Fallmaterial wird nicht lehrbuchhaft aufbereitet und kann unvollständig oder fehlerhaft sein (Müller et al. 1991).

Bei der in diesem Kurskonzept verfolgten didaktischen Konzeption des Problembasierten Lernens (PBL) hingegen handelt es sich bei den Fällen (Fragen) die wir Ihnen präsentiert haben um Anreize zur eigenverantwortlichen, problemhaltigen Lösung von Sachverhalten. Entscheidend war nicht die korrekte Lösung sondern der Weg dorthin - Ihre Strategie zur Lösung des Problems. In den letzten beiden Übungseinheiten gehen wir diesen Weg konsequent weiter. Sie bekommen nun zwar eine Geodatabase mit reichlich Inhalten allerdings ohne jede Garantie auf Vollständigkeit oder absolute Korrektheit. Sie bekommen auch Problemstellungen umrissen und wir formulieren einige Hypothesen. Das heißt wir haben das Problem strukturiert und konstruiert nun ist - instruiert durch die Kursleitung und Tutoren- Ihre Kreativität zu Lösung gefragt. Der Lösungsweg ist offen und nicht vorgegeben. Das bedeutet, dass Sie bei der Ihnen vorliegenden Aufgabe nicht wie bei einer Übung Schritt für Schritt geführt werden, sondern dass Sie zunehmend problemlösungorientiert denken und selbst einen oder mehrere Lösungswege suchen, diese analysieren und umsetzen müssen. Bei auftretenden Problemen und Fragen steht Ihnen selbstverständlich ein Betreuer zur Seite. Er wird Ihnen helfen, ohne den Lösungsweg zu zeigen. Fassen wir zusammen so sind die Merkmale der folgenden Übungen:

  1. Bearbeitung eines realen Problems
  2. Offene Lösung; kein einheitlicher Lösungsweg
  3. Arbeitsmaterial wird eingeschränkt zur Verfügung gestellt, ist jedoch nicht vollständig
  4. Lehrstoffwissen reicht für die Umsetzung nicht aus - Ihre Kreativität ist gefragt

Lernziele

  • Sie können Werzeuge zur Berechnung und Interpretation von morphometrischen und hydrologischen Kenngrößen konkret in der ihrer Untersuchung einsetzen
  • Sie integrieren das Konzept der Kostenoberflächen (Toolbox) und erzeugen z.B. Wege mit unterschiedlichen "Widerständen"
  • Sie können neues theoretisches GIS-Wissens in selbständige Problemlösungen integrieren
  • Sie sind in der Lage inhaltliche Fragestellungen zu analysieren und Arbeitsthesen und Arbeitspakte zu gliedern.
  • Sie sind in der Lage auch komplexe Probleme in von Ihnen bearbeitbare Einzelschritte zu gliedern und können so bereits umfangreiche Analysen vornehmen
  • Das heißt Sie können die notwendigen GIS Techniken gegebenenfalls durch selbständiges Erarbeiten von neuem GIS-Wissen in geeigneter Weise zum Erreichen Ihrer Ziele kombinieren.
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