GIS als räumliches Denken in der Geographie

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1.1.1 GIS-Definitionen

In der Praxis ist es offensichtlich nahezu beliebig was an den Begriff „Informationssystem“ (IS) angehangen wird und so gibt es neben Geographischen auch Land-, Umwelt- oder Amtlich-Topographische-Informationssysteme. Die Abgrenzung der Begriffe Land-, Geo- und Rauminformationssysteme (LIS, GIS und RIS) wird in der Fachliteratur nicht einheitlich gehandhabt. Der Begriff Raumbezogenes Informationssystem (RIS) wird in der Regel als Oberbegriff verwendet, während Attribute wie Landschaft bzw. Geo vor allem die fachliche oder methodische Ausrichtung benennen. Das Vierkomponentenmodell eines GIS und seine funktionalen Komponenten. Quelle: Eigene Darstellung verändert nach Das Vierkomponentenmodell eines GIS und seine funktionalen Komponenten. Quelle: Eigene Darstellung verändert nach (Bill 2008) Darüber hinaus wandelt sich das Verständnis der einzelnen Definitionen mit einer beachtlichen Geschwindigkeit. Trotz der Vielfältigkeit des Begriffes GIS hat sich die folgende, als strukturell auf zufassende Definition durchgesetzt. Bill (2008) "GIS ein rechnergestütztes Informationssystem, das aus den vier Komponenten Hardware, Software, Daten und den Anwendungen besteht."

  • Mit einem GIS können raumbezogene Daten digital erfasst und überprüft, gespeichert und reorganisiert, modelliert und analysiert sowie alphanumerisch und grafisch präsentiert werden
  • Ein GIS vereint eine Datenbank und die zur Bearbeitung und Darstellung, dieser Daten nützlichen Methoden (Bill 2008)

Ungeachtet dieser allgemein anerkannten Definition wird der Term GIS dennoch vielfältig verwendet. Es ist daher sinnvoll der Bill'schen Definition die nachfolgend aufgeführten funktionalen Definitionen des Begriffs GIS beizustellen.



GIS als Software

Open Source-Konzeption der OSGEO4W Gruppe: GIS als Verbund von kommerziellen oder Open Source-SoftwarepaketenOpen Source-Konzeption der OSGEO4W Gruppe: GIS als Verbund von kommerziellen oder Open Source-Softwarepaketen (Neteler 2009) GIS ist ein umfassendes Softwarewerkzeug, das sowohl kommerziell als auch auf termOpen Source 2 Basis entwickelt wird. In erster Annäherung wird GIS als raumspezifische Methodik, zur Bearbeitung spezifischer, raumrelevanter Problem- und Fragestellungen in der Analyse, Wissensgenerierung oder Planung verstanden. Erweitert man diese Definition so wird unter dem Begriff GIS zusätzlich zur reinen softwareunterstützen Methodik, die Verwaltung, Modellierung und Präsentation der Daten subsummiert.



GIS als projektorientiertes Computer-System

GIS ist ein Computer-System, welches Hardware, Software und Applikationen zur Analyse und Lösung von raumspezifischen Fragestellungen unter Verwendung von Geodaten zur Verfügung stellt. Es ist kein Softwarepaket sondern eine projektorientierte und institutionell organisiert Arbeitsumgebung.

GIS als unternehmensorientiertes Computer-System, das Hardware, Daten, Software und                     Applikationen zur Analyse und Lösung von raumrelevanten Aufgaben verwendet.GIS als unternehmensorientiertes Computer-System, das Hardware, Daten, Software und Applikationen zur Analyse und Lösung von raumrelevanten Aufgaben verwendet. (GITTA 2005)

  • Den Kern dieser Definition bildet die GIS-Software, die jedoch nur den methodischen Werkzeugkasten (siehe Definition 1) bzw. die Werkzeuge zur Organisation und Präsentation der Daten/Informationen (siehe Definition 2) verfügbar macht
  • Die GIS-Softwarenutzung ist in eine unternehmens- bzw. projektbezogene Organisationsform integriert
  • Software, Daten und unternehmens- bzw. projektbezogene Organisationsformen stellen gemeinsam ein GI-System dar
  • Unterschieden wird hierbei häufig zwischen: vgl. (Bill 2008) (GITTA 2005)
    • zeitlich begrenzten Untersuchungsprojekten (Forschung, Analyse, Verständnis)
    • kontinuierlichen Dokumentations- und Informationsprojekten (Darstellung, Informationsvorhaltung)

Das BSc.-Modul Geoinformatik fokussiert auf die letztgenannte Interpretation des GIS Begriffs und strukturiert daher die Lerneinheiten als problembasierte, projektorientierte Bausteine.

GIS als produktiver Workflow

Betrachten Sie das nachfolgende Ablaufdiagramm. Workflow eines GI-Systems. Quelle Eigener Entwurf nachWorkflow eines GI-Systems. Quelle Eigener Entwurf nach (Bill 2008) Es interpretiert die unterschiedlichen Definitionen von Geographischen Informationssystemen als Schema zur Abstraktion der Realwelt mit Hilfe von GIS. Versuchen Sie die Integration der einzelnen Definitionen nachzuvollziehen. Der gesamte Kurs ist auf das verstehen lernen der einzelnen Komponenten ausgerichtet.



Denken Sie nach...

Schauen Sie sich die nachfolgend gelisteten Internet-Präsenzen an. Versuchen Sie die dort jeweils repräsentierte(n) Form(en) von GIS den obigen Definitionen zuzuordnen.

Fragen

  1. Handelt es sich in den Beispielen definitionsgemäß um GIS? Wenn nein warum nicht? Wenn ja, warum?
  2. Haben Sie Schwierigkeiten bei der Zuordnung einzelner Beispiele zu den GIS-Definitionen?
  3. Welchen Wert messen Sie der Definition von Bill nach diesen ersten Erfahrungen bei? Ist sie hilfreich? Was vermissen Sie?

Linkliste

  • ArcGIS http://www.esri.com
  • Google Earth http://earth.google.com/
  • Kärnten-atlas http://gis.ktn.gv.at/
  • Routenplaner Map24 http://www.at.map24.com/
  • Öffentliche WCs in Australien http://www.toiletmap.gov.au/
  • Web-based Demos http://www.ess.co.at/DEMOS/
  • GIS und Individuen http://ccl.northwestern.edu/netlogo/community/testactualgrp5.nlogo
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