Von räumlichen Analysemethoden zur Entscheidungsfindung

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7.1 Auf dem Weg zu räumlichen Entscheidungen

Fortgeschrittene geometrische Analysen

Der Hintergrund Geographische Informationssysteme in der Geographie einzusetzen ist vielfältig. Zunächst kann es jedoch als grundsätzliches Selbstverständnis einer quantitativ denkenden Wissenschaftsdisziplin gelten, eine transparente, also belegbare und nachvollziehbare, Basis für räumliche Informationen zu schaffen. Da nicht nur aus konzeptionellen sondern auch aus praktischen Gründen Daten immer unvollständig sind (und daher auch das Wissen), ist die Verbesserung dieser lückenhaften Daten ein wichtiger und häufig grundlegender Schritt hin zur Kenntnis und Information.

Wir haben bislang thematische (oder semantische), räumliche und zeitliche Beziehungen (und Abfragen) kennengelernt. Räumliche Beziehungen können unterschieden werden in: topologische Beziehungen und Distanzbeziehungen. In den Lerneinheiten Direkte Abfragen - Einstieg in die Datenanalyse haben uns nicht nur die Eigenschaften der untersuchten Objekte bzw. die Ableitungen aus diesen Eigenschaften selbst interessiert, sondern zunehmend auch für die unterschiedlichsten Verknüpfungsmöglichkeiten dieser Parameter. Neben den Lagebeziehungen stellen vor allem die Distanzbeziehungen quantitative Methoden zur Abgrenzung von im Raum ähnlichen Merkmalswerten oder auch der Schließung von Lücken fehlender räumlicher Information durch Interpolation zur Verfügung.

Entscheidungen mit GI-Systemen

Zur Erweiterung unseres Raumwissens haben wir in der Regel trotz der o.a. Techniken nur lückenhafte oder unzureichende Daten. In Folge sind auf dieser Grundlage beruhende Entscheidungen oder Aussagen (auch Visualisierungen) mit Unsicherheiten behaftet. Für nachvollziehbare Aussagen und die Einschränkung ihrer Gültigkeit benötigen wir, wie uns aus unserer wissenschaftlichen Ausbildung bekannt ist (vgl. auch Lerneinheit 8 ), Zielsetzungen und daraus abgeleitete Fragestellungen und Hypothesen.
Meistens sind zur Beantwortung von so einfachen Fragen wie "Wo ist ein geeigneter Standort für ein Wasserkraftwerk?" oder "Welcher Flussabschnitt eignet sich fürs Rafting?" mehrere in spezifischer Reihenfolge miteinander zu verknüpfende Entscheidungskriterien zu berücksichtigen. So müssen etwa zur Identifikation eines solchen Standorts bezogen auf unsere Rarotonga-Outdoor-Camps Kriterien wie Gefällstufe, Wasserverfügbarkeit, Schonung der Umweltressourcen und Attraktivität des Standorts berücksichtigt werden. Oft gilt es zudem, die Ansprüche verschiedener Interessengruppen in einer Entscheidung zu berücksichtigen. Dabei kann es durchaus zu Zielkonflikten kommen. So kann beispielsweise ein Gebirgstal nicht gleichzeitig ein hochwertiges naturnahes Outdoorcamp und die Hauptroute für Quad-Ausflüge beherbergen.

Zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen bietet die Kombination von Entscheidungsunterstützungs-Techniken mit GIS die notwendigen Ansätze. In unserem Fall kann die Frage z.B. allgemein lauten: Wie ermittelt man mit GIS die Eignung von Räumen für eine bestimmte Nutzung? Hierzu sollen im ersten Teil der Lerneinheit einige wesentliche Grundprinzipien der Ableitung und Interpolation räumlicher Informationen erläutert werden. Im zweiten Teil geht es dann um die zielgerichtete Ableitung von Informationen auf Grundlage der so erweiterten Datengrundlage.

Lernziele

  • Sie verstehen das Prinzip der Ableitung räumlicher Informationen durch mathematische oder thematische Umformung der Primärdaten
  • Sie kennen die unterschiedlichen Distanzbeziehungen zwischen den verschiedenen geometrischen Primitiven (Punkte, Linien, Polygone)
  • Sie verstehen das Prinzip des Puffer und der Distanztransformation
  • Sie verstehen das Konzept der gewichteten Verschneidung und können eigene Beispiele anführen
  • Sie sind in der Lage Fragestellungen gemäß einer Multikriterien-Analyse zu operationalisieren um zu einer Entscheidungsfindung zu gelangen
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