2. Repräsentation geographischer Weltsichten
Die vielleicht bedeutendste Motivation geographischer Arbeit ist die Tatsache,
dass wir auf der Erdoberfläche leben und nur einen vergleichsweise kleinen Raum durch
direkte eigene Erfahrung kennen lernen können. Die Kompensation dieses Mangels an
direkter Erfahrung wird vorrangig durch die Geographie mit Hilfe effizienter Techniken
der Erdbeschreibung und vielfältigster medialer Kommunikation über Raum-Informationen
geleistet (vgl. GIS als räumliches Denken in der Geographie).
Dennoch wissen wir, bezogen auf die Komplexität der Welt und die enorme
Dynamik ihrer Veränderung, trotz aller wissenschaftlichen Anstrengungen, nur mangelhaft
über die raum-zeitlichen Geschehnisse der Gegenwart Bescheid. Noch viel weniger wissen
wir über die Vergangenheit und prinzipiell nichts über die Zukunft der Welt. Dieses
Mangels ungeachtet wird in zunehmendem Maße Wissen über räumliche und/oder zeitliche
Aspekte unserer Umwelt für handlungsrelevante Zusammenhänge nachgefragt, sei es, dass
wir als Touristen, Konsumenten, Produzenten oder Planer räumliche Informationen, mehr
noch, Wissen benötigen. Als Akteure in nahezu allen gesellschaftlichen und ökonomischen
Fragen bedürfen wir nicht nur detaillierter und belastbarer Informationen, sondern
benötigen zudem Kenntnis und Wissen über uns unbekannte raum-zeitliche Zusammenhänge und
Prozesse und -in ebenfalls mit steigender Tendenz- auch über zu erwartende zukünftige
Entwicklungen. Aufgrund unserer hohen Mobilität und globalisierter Zusammenhänge
benötigen zunehmend mehr Menschen ein umfassendes raum-zeitliches Wissen, das unsere
fehlende direkte Erfahrung und Wahrnehmung ergänzt oder ersetzt.
Lernziele
Nach Bearbeitung dieser Lektion werden Sie einordnen können, dass:
- Repräsentationskonzepte den zentralen Zugang des geographischen Verständnis der Realwelt darstellen
- der Sinn von Repräsentationskonzepten nicht nur in der Vereinfachung von Kommunikation, sondern auch in der wissenschaftlichen Analyse, dem Verständnis und dem Entwickeln eines kausalen Argumentationsstranges liegt
- die zeitgemäße Umsetzung dieser Belange digital mit Hilfe von Daten und Datenmodellen erfolgt
- Ihnen als Wissenschaftler bzw. Anwender die Beurteilung und Verantwortung anvertraut ist, ob und welche Repräsentation der Echtwelt für Ihre Fragestellung geeignet ist