GIS als räumliches Denken in der Geographie

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1.1.4 Kommunikation: Grundlage der Informationsübermittlung

Das Verständnis von und somit die Verwendung der als Karten aufbereiteten Resultate von Geoinformationssystemen fällt aufgrund der Analogie zur konventionellen Kartographie in der Regel leicht. Eine nützliche Erklärung dieses scheinbar intuitiven Verstehens kartographischer Abbildungen liefert die Kommunikationstheorie. Ohne im Einzelnen auf die Tiefen dieses komplexen und heterogenen Wissenschaftsbereichs eingehen zu können, soll anhand des leicht verständlichen Sender-Empfängermodells verdeutlicht werden, warum wir Karten verstehen.

Das Sender-Empfänger-Modell definiert Kommunikation als Übertragung einer Nachricht von einem Sender zu einem Empfänger. Quelle: Eigene Darstellung verändert nach Das Sender-Empfänger-Modell definiert Kommunikation als Übertragung einer Nachricht von einem Sender zu einem Empfänger. Quelle: Eigene Darstellung verändert nach (Bartelme 2005) Das Sender-Empfänger-Modell fasst den Vorgang der Verständigung von 2 Subjekten (Kommunikation) als Übermittlung einer Information von einem Sender zu einem Empfänger auf. Zur Abstraktion (=Vereinfachung) und Übertragung (=Übermittlung) muss diese Information kodiert werden. Ein zur Kodierung adäquates Medium transportiert die Information zum Empfänger (z.B. Karte, Text, etc.). Die zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Kommunikation ist in diesem Konzept, dass sowohl dem Sender als auch dem Empfänger die Kodierungs- bzw. Dekodierungsregeln bekannt sind. Die kartographische Modellbildung (also das Abstrahieren räumlicher Zusammenhänge und ihre Übertragung zu Kommunikationszwecken in eine Karte) kann folglich als formalisierter Transfer von Wissen und/oder Informationen zwischen Sender und Empfänger betrachtet werden.

Diese kartographischen Dekodierungsfähigkeiten erwerben wir bereits frühzeitig (quasi nebenbei) durch Schulbildung und Lebenserfahrung (Wetterkarten, Straßenkarten, etc.) und können daher scheinbar ohne spezielle Kenntnis Karten interpretieren. Wie eingeschränkt dieses allgemeine Wissen ist, sollte allerdings bereits zu Beginn des BSc.-Studiengangs in den Modulen zur konventionellen und digitalen Kartographie deutlich geworden sein.

Automatisierte Informationsverarbeitung

Das Sender-Empfänger Modell ist aufgrund seiner einfachen Konzeption besonders geeignet, um automatisierte Informationsverarbeitung mit Hilfe von computerbasierten Informationssystemen zu beschreiben. Anders als in der stark kognitiv und bildhaft geprägten kartographischen Abstraktion der Realwelt, basiert das Modellierungskonzept der Informatik (Geoinformatik) auf Daten (Geodaten) und wiederholbarer, regelhafter Umwandlung dieser Daten in Informationen. Sowohl die kartographische als auch die geoinformationsverarbeitende Abstraktion der Welt sind formale Abstraktionswege. Jedoch müssen die zugrunde liegenden Abstraktionskonzepte in der Geoinformatik notwendigerweise explizit sein, da die automatisierte Datenverarbeitung nicht auf die intuitiven Assoziationsfähigkeiten der menschlichen Kognition zurückgreifen kann sondern an die binäre Logik der"von Neumann Maschine" (Kelling 1996) (Computer) gebunden sind. Erst mit der GIS-basierten Erstellung von Karten wird der uns vertraute holistische Interpretationszusammenhang wiederhergestellt (zum Begriff holistisch siehe auch Zick Zick (2003)).

Anders ausgedrückt: Trotz des völlig unterschiedlichen Abstraktions- und Produktionsprozesses sind uns die GIS- basierten Kartenansichten nicht fremd, im Gegenteil, wir können Sie aufgrund verfügbarer Interpretationsvorschriften der uns bekannten analogen Karten und Pläne interpretieren.

Kommunikation ist adressatengerichet

Wie sehr kommunizierte Informationen durch spezifische (adressatenorientierte) Zielsetzungen und Kodierungen eine andere Wirkung (Interpretation) erfahren können, ist allgemein bekannt. Dass dieser Zusammenhang auch bei der Kommunikation geographischer Inhalte wirksam ist, verwundert daher kaum. Betrachten sie die folgenden drei Darstellungen der Einkommensverteilung auf der Welt.

Existieren vor dem Hintergrund des Sender-Empfängermodells Unterschiede in der beabsichtigten (oder unbeabsichtigten) Wirkung der gezeigten Karten?

Denken Sie nach...

  • Scheint Ihnen das Sender-Empfängermodell geeignet, geographisches Denken formal zu beschreiben?
  • Was sind die Defizite bzw. Stärken einer solchen Betrachtungsweise?
  • Können Sie einige Ihnen bekannte geographische Konzepte (z.B. Stadtmodelle, Klimazonen etc.) mit Hilfe der genannten Merkmale von Kommunikation und Informationen in ein Sender-Empfängermodell einordnen?
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