7.1.8 Eignungsanalysen - Raumanalysen mit Zielsetzung
Geographische Informationssysteme können auf vielerlei Arten helfen,
Entscheidungen zu treffen. Ein erster Ansatz ist die Erstellung von Eignungs-
oder Gefahrenkarten. Sie zeigen auf, welche Standorte oder Räume für eine
Nutzung besonders gut geeignet oder aber von einer Gefahr speziell bedroht sind.
Meist werden zur Entscheidungsunterstützung mehrere Entscheidungskriterien
berücksichtigt. So könnten etwa zur Ausscheidung einer Wolfsschutzzone Kriterien
wie Beutedichte oder Vegetationsform betrachtet werden. Oft gilt es allerdings
auch, die Ansprüche verschiedener Interessengruppen in einer Entscheidung zu
berücksichtigen. Dabei kann es durchaus zu Zielkonflikten kommen. So kann
beispielsweise ein Gebirgstal nicht gleichzeitig Schutzzone und Skigebiet
sein.
Viele Aspekte der sogenannten Entscheidungsunterstützung mit
GIS kommen in dieser Lerneinheit ein erstes Mal zur Sprache. Die
Frage der Eignung eines Raumes für eine bestimmte Nutzung war eine der
wichtigsten Motivationen zur Entwicklung von GIS. Nimmt man ein Fallbeispiel so
charakterisiert die Frage „Welche Flächen der Gemeinde von St. Gittal eignen
sich für die Wiederansiedlung eines großen Raubtieres?“ (vgl. KORA (2005); Baumgartner (1995)) die gesamte Problematik und Reichweite von
Eignungsanalysen und daraus abgeleiteten Entscheidungen bzw.
Handlungsempfehlungen anschaulich. Eine derartige Abfrage erfordert räumliche
Suchtechniken basierend auf Suchkriterien. Dabei reicht selten die einfache
Suche nur mit einem Suchkriterium („Welche Gebiete von St. Gittal sind mit Wald
bedeckt?“). Meist führt erst die Kombination mehrerer Suchkriterien zur Lösung.
Ein GIS ermöglicht solche Kombinationen durch die Verschneidung mehrerer
Informationsebenen. Erst die Überlagerung von Informationen z. B. zum Bodentyp,
der Vegetation und Topographie erlaubt die gewünschte Abfrage. Der Begriff Eignungsanalyse bezeichnet die Suche nach
Standorten oder Räumen, die sich durch eine Kombination bestimmter Eigenschaften
auszeichnen. Das Resultat einer Eignungsanalyse ist häufig eine Eignungskarte.
Sie zeigt in Form einer thematischen Karte, welche Standorte oder Räume sich für
die vorgegebene Nutzung besonders gut eignen (z. B. landwirtschaftliche
Eignungskarte). Die negative Variante der Eignungskarte ist die Gefährdungs-
oder Gefahrenkarte. Sie scheidet Gebiete aus, die aufgrund gegebener Kriterien
einer bestimmten Gefahr besonders ausgesetzt sind (z. B.
Lawinengefährdungskarten).
Die Eignungsanalyse wird vielfach eingesetzt zur Unterstützung der
Entscheidungsfindung in Planungsprozessen, z. B. in der Umweltplanung. Dabei
gilt es oft abzuklären, wo der geeignetste Standort für ein bestimmtes Objekt
liegt (z. B. für ein Kraftwerk, eine Seilbahn, ein Naturschutzgebiet). Für die
Entscheidungsträger der Gemeinde St. Gittal könnte es z. B. nützlich sein, den
Standort einer neuen Bergbahn auf mögliche Rückzugsräume des Wolfes abzustimmen,
um bissige Auseinandersetzungen zwischen Touristen und Wölfen zu vermeiden
(Baumgartner 1995).
Eine ganze Reihe mathematischer
Methoden erlaubt es, verschiedene Alternativen einer Entscheidung aufgrund
bestimmter Kriterien und Wertungen gegeneinander abzuwägen. Oft kommt ein ganzes
Sammelsurium von Methoden zum Einsatz. Komplexe
Entscheidungsunterstützungs-Systeme (Decision Support Systems, DSS) helfen den
Entscheidungsträgern, die verschiedenen Optionen zu vergleichen.
Handelt es sich um ein räumliches Entscheidungsproblem, so bietet sich die
Integration von DSS in GI-Systeme an. Ein GIS übernimmt das Datenmanagement,
erweitert ein DSS um räumliche Analysefunktionen und erleichtert den Zugang zu
den Eingangsdaten und den Resultaten durch kartographische Darstellungen. Die
Kombination von DSS und GIS erleichtert es den Entscheidungsträgern,
Alternativen gegeneinander abzuwägen, und sie kann dadurch zu objektiveren
Entscheidungen führen. Die aus dieser Kombination resultierenden
räumlichen Entscheidungsunterstützungs-Systeme (Spatial Decision
Support Systems, SDSS) erlauben es, verschiedene Alternativen
der Raumnutzung gegeneinander abzuwägen.
Zwei Beispiele von typischen Eignungskarten:
- Eignungskarten der City of Homer: Die geben Auskunft über eine Vielzahl von Eignungskombinationen für Planung und Landnutzung.
- FAO: Land Suitability Maps for Rainfed Cropping - Die Welternährungsorganisation (FAO) bietet Eignungskarten der Welt für verschiedene Feldfrüchte.
Denken Sie nach...
Informieren Sie sich zu dem Fallbeispiel St. Gittal. Studieren Sie dazu die zwei angegebenen Texte:
- KORA: Dokumentation Wolf (KORA 2005)
- Facts: „Die Räuber kommen wieder “ (Baumgartner 1995)
Bearbeiten Sie folgende Aufgaben:
- Versuchen Sie (a) die Akteure und (b) ihre Hauptziele zu identifizieren
- Welche räumlichen und thematischen Merkmale scheinen für eine Interessenabwägung interessant zu sein?